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31.10.06

Vom Okzident in den Orient (3): Werde Zweitfrau!

Wie sich die unglaeubige Ramadan-Assistentin als folgsame Zweitfrau empfiehlt


Die Moschee in Budapest war leicht gefunden. Wie immer fragte mein Araber die Falafelverkaeufer, in diesem Falle waren es Iraker, nach dem Weg. In einem heruntergekommen Viertel unweit des frisch nach EU-Standards herausgeputzen Zentrums stand die verfallende Moschee - doch sie war geschlossen. Ein klares Zeichen fuer die fehlende Religiositaet der hier lebenden Moslems sei das, befand mein fastender Freund, wo gibt's denn so was, dass eine Moschee im Ramadan geschlossen ist?!

Er musste mal wieder parkplatzbeten, was im Gegensatz zum Tankstellenbeten immer mit einigen neugierigen Zuschauern und unverstaendigen Blicken der Passanten einhergeht. Doch was sollte er tun, noch waren es hunderte Kilometer bis ins naechste islamische Land, in dem auf der Stra§e Betende nicht unverstaendig, sondern respektvoll angeschaut werden wuerden.

Mit den beiden unglaeubigen Ossis unternahm ich eine Stadtbesichtigung, der Muslim nicht, er war total geschafft von Fasten und schlummerte im Bus, um eine Stunde vor Sonnenuntergang zum Aufbruch gen Bulgarien zu blasen. Natuerlich ist so ein ausgewachsener Mann, der kurz vor dem Verdursten steht, gereizter als ein Stier vor rotem Tuch, weshalb ich versuchte, ihm beim Verrichten seiner religioesen Pflicht, so weit und so gut es ging, zu assistieren.

Die letzte Stunde vor Sonnenuntergang stellte ich keine religionskritischen Fragen mehr (auch nicht meine immer noch ungeklaerte Lieblingsfrage: "Wenn Frau und Mann im Islam gleich sind, warum duerfen Maenner dann vier Frauen haben?"), sondern war ausnahmsweise still und lieb, und als sich die Sonne neigte, begann ich auf dem Beifahrersitz den Salat zu schnippeln, statt nach Steinigungen zu fragen.

Kurz vor Iftar, dem Fastenbrechen mit einer saudischen Dattel, verjagte ich die Ossis von ihren hinteren Plaetzen, aus unserer Bus-Kueche, und begann fuer den Chef Suppe zu kochen und den Hauptgang vorzubereiten. Denn nach der Dattel ist das Timing fuer die Koechin abschaetzbar: Erst das Waschen, dann das Gebet - danach sollten die drei Gaenge auf dem Tisch stehen.

Auch wenn Religion nichts fuer mich ist, so ist es doch Freundespflicht, zu tolerieren und zu helfen. Und immerhin machte der Araber mir dank meiner lieben Hilfe auch das schoenste und exotischste Kompliment meines Lebens: Er kuendigte aus lauter Dankbarkeit an, mich in vier, fuenf Jahren zu seiner Zweitfrau zu nehmen, Platz eins muesse eine junge Dame aus seinem Weltbild und Erdkreis sein, aber den zweiten Platz haette ich mir redlich verdient.

Als naechste Station stand Serbien auf dem Routenplan, wo man sich nach allem, was frau so hoert und liest, von meiner religioesen Toleranz ruhig ein dicke Scheibe abschneiden koennte.

Posted by jaz at 31.10.06 3:39

INHALT

  • BUNDESWEHR

    • "Frauen können mental stärker sein" - Interview in der "Welt"
    • Bundeswehr probt Piratenjagd
    • Bauchfrei eher nicht
    • 'Ich habe ein sehr mulmiges Gefuehl'
    • Im Sinne guter Kameradschaft
  • NAHOST

    • Neuschnee auf Zedern
    • Palaestina: Mariana - Ein Maedchen aus Bethlehem
    • Beirut Beach Life
    • "Sonst muesste ich Menschen toeten"
    • Der Tanz der traurigen Gazellen
    • Operation Wuestensturm
    • J'aime la vie! Ich liebe das Leben!
    • I Love Life
    • Menschen in Beirut (4) Ruth Abcarius, Wahllibanesin seit 48 Jahren
    • Herr Schumann und die Hisbollah
    • Menschen in Beirut (3) Der Buergermeister des Hisbollah-Campinglagers
    • Menschen in Beirut (2) - Kapitaen im Libanon, bald in Elternzeit
    • Menschen in Beirut (1) Die Weltverbesserer
    • So moechte ich arbeiten
    • Al-Arabia transportiert Karneval als schlimmes Deutschlandbild
    • "Wir sind viel zu international um uns ueber Religion zu streiten"
    • Ali wants to be my Dog
    • Das faengt ja gut an
    • Respekt vor dem Schoepfer!
    • Gut zu wissen
    • Visum fuer die Reise ins Paradies
    • Damaszener Szenen
    • DIE RUSSINNEN VON DAMASKUS - "Do you want to have some fun?"
    • "Do you want to have some fun?"
    • Checkpoint Palaestina
    • Checkpoint Palaestina taz mag pdf
    • Das Heilige Land als Auftrag
    • Vor der lieben, ruhigen Ehe
    • Bucht des Vergessens
  • WELT

    • Bestandsaufnahme Malediven
    • Der brennende Fels auf der Halbinsel Apscheron bei Baku
    • Aserbaidschan Moto Crew
    • FAS Sand in Sicht
    • Willkommen bei Koenigs!
    • The Conquest of the Kingdom of Saudi Arabia
    • Saudification completed
    • Saudification
    • Too Western - Haram, illegal!
    • Yemen setzt auf Sicherheit
    • Vom Okzident in den Orient (7): Auf der Flucht...
    • Vom Okzident in den Orient (6): Blickkontakte am tuerkischen Strand - ein echtes kulturelles Experiment
    • Vom Okzident in den Orient (5): Brisante Informationen aus dem bulgarischen Ministerium fuer Desaster
    • Vom Okzident in den Orient (4): Schwein in Serbien
    • Vom Okzident in den Orient (3): Werde Zweitfrau!
    • Vom Okzident in den Orient (2): Die Ramadan-Assistenz
    • Undercover-Reisen Vom Okzident in den Orient (1):
    • Kalte Fische im Haifischbecken
    • Arabisch fuer Anfaenger
    • Award Winning Story pdf
    • Enduring Freedom. Mein geheimes Militaertagebuch

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