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12.11.08

Palaestina: Mariana - Ein Maedchen aus Bethlehem

Mein Name ist Mariana Khomsi. Ich komme aus Beit Zahour bei Bethlehem in Palaestina. Ich bin siebzehn Jahre alt und werde in zwei Jahren mein Deutsches Internationales Abitur machen, auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Dann koennte ich im Ausland studieren. Aber dazu mu§ ich erst ein Stipendium und Genehmigungen bekommen.

Aus 4/08: "Kulturaustausch", das Magazin des Institutes fuer Auslandsbeziehungen


Frueher konnte ich nach Israel reisen, aber nun ist es schwierig. Wir Palaestinenser brauchen Genehmigungen von israelischen Behoerden, egal, wo wir hin wollen. Ich wohne mit meiner Mutter, meinem Vater, zwei Bruedern und einer Schwester in unserem Haus. Ich bin die Zweitjuengste. Ich fuehle mich erwachsen, weil ich Verantwortung uebernehmen kann und auch muss. Ich kuemmere mich um Gro§mutter, und wenn meine Mutter nicht da ist, koche ist Essen fuer meine Geschwister und helfe Freundinnen bei den Hausaufgaben. Vielleicht lernt man bei uns in Palaestina schneller Verantwortung zu uebernehmen. Unser Leben ist haerter als das Leben in amerikanischen TV-Serien. Ich schaue sie trotzdem gerne. Das Leben ist dort ganz anders als bei uns, wir haben keine "Boyfriends"!

Jeden Morgen stehe ich um sechs Uhr auf und fahre mit dem Bus in die Schule. Dann muss ich sieben oder acht Stunden studieren, sehr viel auswendig lernen. Zum Mittagessen fahre ich nach Hause, dann muss ich weiter lernen. Wir bekommen viele Hausaufgaben auf. Aber so werden wir auf das Arbeitsleben vorbereitet, mit Computern, und ich bin sehr gut in Naturwissenschaften. Viele wollen im Ausland studieren und dann da bleiben, aber wer bringt dann Palaestina voran? Ich will nach dem Studium zurueckkommen. Frueher war meine Schule eine Maedchenschule, und es wurden Hand- und Hausarbeiten und deutsche Lieder und Gebete gelehrt. Aber jetzt ist sie sehr modern!

Wenn ich Zeit habe, spiele ich in der Schule Fu§ball, gehe Schwimmen und manchmal tanzen meine Freundinnen und ich zu Hause. Im Schwimmbad gibt es Zeiten fuer Maedchen und fuer Jungen und auch fuer Familien. Ich gehe mit meinen Freundinnen oder der Familie. Aber im Winter ist es mir zu kalt, obwohl es drinnen ist! Wir spielen auch viel Computer.
Meine Eltern haben nichts dagegen, aber wenn sie mir etwas auftragen, muss ich es machen. Aber wenn ich es nicht will, lassen sie auch mit sich diskutieren, und meistens finden wir einen Mittelweg. Zum Beispiel wenn ich abends rausgehen will. Jetzt muss ich um zehn Uhr nach Hause kommen, ich finde, das reicht. Meine Freundinnen sind fast alle aus meiner Schulklasse. Maennliche Freunde habe ich nicht, das ist fuer mich nicht wichtig, auch die Idee mag ich nicht. Es ist besser fuer ein Maedchen, wenn es keine maennlichen Freunde hat. Wir machen auch nie verrueckte Sachen, fuer ein Maedchen hier ist es besser, anstaendig zu sein.

Meine Mutter ist mein Vorbild, obwohl sie keinen Beruf hat. Ich will Familie und Beruf. Aber drei Kinder sollen reichen. Vielleicht studiere ich Chemie oder Biochemie. Ich habe ja noch Zeit, mich zu entscheiden!
Ich wuensche mir, dass ich gluecklich werde und dass Menschen mich gut behandeln. Manchmal nervt mich, wenn mir jemand sagt, dass meine Meinung nicht wichtig sei oder dass ich keine Stimme habe. Ich interessiere mich nicht fuer Politik, und zum Glueck ist die Situation hier mit den Israelis in Palaestina ein bisschen besser geworden. Angst habe ich nur vor dem Sterben, versuche aber, nicht daran zu denken.

Ich glaube, die Welt wird immer technischer. Vor der Globalisierung habe ich Angst, und wir muessen gegen den Treibhauseffekt kaempfen. In zehn Jahren, stelle ich mir vor, koennen Menschen alles im Sitzen erledigen, alles ist im Internet. Jetzt muessen wir Palaestinenser oft an Checkpoints warten, manchmal dauert es Wochen, bis man eine Genehmigung bekommt, wenn man z.B. einen kranken Verwandten in einem anderen Dorf in Palaestina zu besuchen. Die Menschen, die das von uns verlangen, sind mir fremd, ich verstehe sie nicht, zum Beispiel Israelis, die ich nur als Soldaten kenne, dabei sind sie gerade mal so alt wie ich.

Einmal war ich schon verliebt, aber er wei§ das nicht. Wir waren nicht "zusammen". Aber jetzt moechte ich ihn nicht mehr heiraten. Als christliches Maedchen darf man hier vor der Hochzeit einen Freund haben, besser ist aber, wenn man verlobt ist. Aber auch dann darf man nur Reden. Man darf nicht mal seine Hand halten. Das darf man erst, wenn man mit ihm verheiratet ist! Damit moechte ich noch warten. Ich will nicht vor 24 heiraten!

LIEBLINGSFILM
Am besten gefaellt mir "Friends". Mein Lieblingsfilm ist "She's the man (US-amerikanische High-School-Romanze).

LIEBLINGSLIED
Zur Zeit ist es ein Lied von Nancy Ajram (libanesische Folk-Pop-Saengerin), ein Liebeslied, das heisst "Wer hat dich vergessen".

LIEBLINGSFERNSEHSENDUNG
Die US-Serie "Friends".

LIEBLINGSCOMPUTERSPIEL
"Burger Shop" und "Super Mario".

EBLINGSBUCH
Wir muessen in der Schule schon immer so viel Lesen, da habe ich privat keine Lust zu Lesen und auch kein Lieblingsbuch.

LIEBLINGSESSEN
Makkaroni, Spaghetti, Pizza - alles Italienische.

Posted by jaz at 12.11.08 15:51

INHALT

  • BUNDESWEHR

    • "Frauen können mental stärker sein" - Interview in der "Welt"
    • Bundeswehr probt Piratenjagd
    • Bauchfrei eher nicht
    • 'Ich habe ein sehr mulmiges Gefuehl'
    • Im Sinne guter Kameradschaft
  • NAHOST

    • Neuschnee auf Zedern
    • Palaestina: Mariana - Ein Maedchen aus Bethlehem
    • Beirut Beach Life
    • "Sonst muesste ich Menschen toeten"
    • Der Tanz der traurigen Gazellen
    • Operation Wuestensturm
    • J'aime la vie! Ich liebe das Leben!
    • I Love Life
    • Menschen in Beirut (4) Ruth Abcarius, Wahllibanesin seit 48 Jahren
    • Herr Schumann und die Hisbollah
    • Menschen in Beirut (3) Der Buergermeister des Hisbollah-Campinglagers
    • Menschen in Beirut (2) - Kapitaen im Libanon, bald in Elternzeit
    • Menschen in Beirut (1) Die Weltverbesserer
    • So moechte ich arbeiten
    • Al-Arabia transportiert Karneval als schlimmes Deutschlandbild
    • "Wir sind viel zu international um uns ueber Religion zu streiten"
    • Ali wants to be my Dog
    • Das faengt ja gut an
    • Respekt vor dem Schoepfer!
    • Gut zu wissen
    • Visum fuer die Reise ins Paradies
    • Damaszener Szenen
    • DIE RUSSINNEN VON DAMASKUS - "Do you want to have some fun?"
    • "Do you want to have some fun?"
    • Checkpoint Palaestina
    • Checkpoint Palaestina taz mag pdf
    • Das Heilige Land als Auftrag
    • Vor der lieben, ruhigen Ehe
    • Bucht des Vergessens
  • WELT

    • Bestandsaufnahme Malediven
    • Der brennende Fels auf der Halbinsel Apscheron bei Baku
    • Aserbaidschan Moto Crew
    • FAS Sand in Sicht
    • Willkommen bei Koenigs!
    • The Conquest of the Kingdom of Saudi Arabia
    • Saudification completed
    • Saudification
    • Too Western - Haram, illegal!
    • Yemen setzt auf Sicherheit
    • Vom Okzident in den Orient (7): Auf der Flucht...
    • Vom Okzident in den Orient (6): Blickkontakte am tuerkischen Strand - ein echtes kulturelles Experiment
    • Vom Okzident in den Orient (5): Brisante Informationen aus dem bulgarischen Ministerium fuer Desaster
    • Vom Okzident in den Orient (4): Schwein in Serbien
    • Vom Okzident in den Orient (3): Werde Zweitfrau!
    • Vom Okzident in den Orient (2): Die Ramadan-Assistenz
    • Undercover-Reisen Vom Okzident in den Orient (1):
    • Kalte Fische im Haifischbecken
    • Arabisch fuer Anfaenger
    • Award Winning Story pdf
    • Enduring Freedom. Mein geheimes Militaertagebuch

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